Inhalt: Das erste Buch der Autorin Anna Valentiny Hortus Alienum - Scenographies of Nobody’s Voyage ist eine Narration um das Menschsein. Die Protagonistin der Erzählung, Nobody, kann ihrer Erzählung in keinem Akt entfliehen und muss die artifizielle Parklandschaft des Hortus Alienum, Szene um Szene, durchwandern. Begleitet wird sie dabei vom Chor. Statement zur Herstellung: "Die Herstellungskosten eines Buches – wenn man vom Vertrieb absieht – lassen sich ähnlich wie in der Architektur aufschlüsseln. Zu Beginn einer jeden Budgetkalkulation stehen die Planungs- bzw. die Produktionskosten. Das Objekt entsteht zunächst im Kopf, dann auf dem Papier, durchläuft prüfende Instanzen – Ämter und Lektoren – und kreist scheinbar endlos zwischen Autor, Kunde und Planer, bis schließlich alle Beteiligten befinden, dass das Produkt in die nächste Phase übergehen kann. Anschließend kommen die Baukosten hinzu, im Verlagswesen die Druckkosten.
Am Anfang dieser beiden kreativen Prozesse steht ein Programm. Es geht um die Funktion, die das Gebäude oder eben die Publikation erfüllen muss. Es folgt der Entwurf, der sich nach zahlreichen Korrekturrunden konkretisiert und schließlich in Zusammenarbeit mit den Partnerbetrieben bzw. den Druckereien und Buchbindern materialisiert. Und in beiden Fällen, in der Architektur wie im Verlagswesen, stellt sich spätestens an dieser Stelle erneut die Frage nach dem Budget für die Ausführung. Soll weniger oder mehr investiert werden? Dabei ist auch die Frage leitend, wie sich die Entscheidung auf das Produkt auswirkt und was von diesem übrig bleibt, wenn das Material nicht stimmt.
„Less is more“, ein zentrales Paradigma der Moderne, mit dem die Rückbesinnung auf das Einfache postuliert wurde, war geleitet von der Überzeugung, dass der Minimalismus zu stärkeren und effektiveren Ergebnissen führte als das Überladene und das Verschwenderische. Tatsächlich wollen weder unsere architektonischen Arbeiten noch die Publikationen durch zwanghafte und programmatische Zurückhaltung protzen, sondern durch Inhalte überzeugen – gespiegelt in situationsgebundener Form. Unser Ziel ist in jedem Fall ein intelligenter Umgang mit allen Ressourcen, insbesondere mit jenen, die zwar als die einzigen wirklich erneuerbaren gelten, aber doch immer begrenzt sind. An dieser Stelle danken wir dem FOCUNA sehr herzlich für seine Unterstützung durch die „Aide à l’édition imprimée“, die dieses Projekt erst ermöglicht hat!
Sie halten ein besonderes Buch in den Händen, ein Exemplar der 1. Auflage von „Hortus Alienum“, das Teil eines Zwillingspaares ist – zwei Versionen mit identischem Inhalt, aber unterschiedlicher Ausführung. Die Publikation versucht sich an einem Gedankenexperiment, das möglicherweise zum Programm unseres Verlages
werden könnte. Sie spielt mit dem Extravaganten, mit seinem Preis und der Frage, an welchem Punkt des Entstehungsprozesses die Gestaltenden von den anders, aber nicht minder kreativ arbeitenden Ausführenden – den Gewerken – abgelöst werden. Inspiriert wurde dieses Stilmittel durch das Prekariat des Buchmachens.
„Hortus Alienum“ erscheint in einer Auflage von 300 Stück im Digitaldruck, wobei die eine Version vierfarbig auf 120 g/m2 Offset – DigiGold Ice White und 130 g/m2 – Couché brillant – MultiArt Digital Gloss – Blanc Recto gedruckt wurde und der Zwilling schwarzweiß auf 80 g/m2 – Offset – Maxioffset. Durch den Einsatz einer Spiegelfolie auf dem Cover der einen Version und eines reflektierenden, halbtransparenten Umschlags im anderen Fall, durch eine Klebebindung auf der einen und eine Klammerheftung auf der anderen Seite, entstand ein Buch in zwei Ausführungen. Durch Materialzitate, die in der einen wie in der anderen Ausführung in verschiedenen Formen wiederzufinden sind, treten beide Objekte in einen Dialog miteinander. Ziel war es, aus dem Zwang eines sehr straffen Budgets für die Druckkosten herauszukommen – von den anderen Kosten ganz zu schweigen – und, bedingt durch den Willen, einen maximalen Anspruch in Bezug auf Inhalt, Grafikdesign und Gestaltung aufrechtzuerhalten, neue Ausführungswege in Zusammenarbeit mit dem Grafikdesigner auszuloten. Die Produktionskosten der beiden Objekte sind sehr unterschiedlich, vertrieben aber werden beide Bücher – nummeriert und signiert – zum gleichen Ladenpreis. Mit diesem Buch wollen wir ein Zeichen setzen für eine neue Auseinandersetzung mit den verlorengegangenen Verhältnismäßigkeiten zwischen
Produktionsaufwand, Finanzierung und Leserschaft."
Anna Valentiny
Point Nemo Publishing 26. Februar 2025